Ostermontag – 1. April 2024

Predigt gehalten in der Alt-Katholischen Kirche Bottrop

Apostelgeschichte 2,14.22-33
1 Korinterbrief 15,1-8.11
Lukasevangelium 24,13-35

Christus ist erstanden: Halleluja!
Er ist wahrlich erstanden: Halleluja!

Paulus schreibt: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift. Das ist unsere Botschaft und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.“

Und in der Apostelgeschichte predigt Petrus: „ihn … habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.“

Damit sind wir bei einer Kernaussage des christlichen Glaubens:  Christus ist für uns gestorben ist für uns auferstanden, hat uns von Sünde und Tod gerettet.

Aber was bedeutet das?  Was bedeutet diese Aussage, dieser Glaubenssatz, wenn wir Elend und Tod um uns in der Welt sehen, wenn wir immer wieder feststellen müssen, dass die Welt nicht gerettet zu sein scheint, wenn auch wir bei uns immer wieder feststellen, dass wir den Weg Gottes nicht gehen, dass wir sündigen? 

Vor allem: was bedeutet es zu sagen, dass Jesus Christus für uns gestorben ist, quasi als Stellvertreter, wo die Psychologie uns immer wieder sagt, dass es meistens gar nicht hilfreich ist, wenn andere die Sachen für uns tun, oder tun wollen. Die Eltern und die Pädagogen unter uns wissen ganz genau, dass es bei der Erziehung darum geht, dass Kinder und Jugendliche lernen, Dinge selbst zu tun. Wie bringen wir diese Feststellung mit dem Glaubenssatz zusammen, Christus ist für uns gestorben?

Der amerikanische Theologe Dean Johnson bietet eine Antwort auf diese Frage. Für ihn sind Tod und Auferstehung Jesus Christi nicht als Stellvertretung zu verstehen, sondern als Beteiligung.  Er schreibt:

Jesus ist nicht gestorben, damit wir nicht sterben müssen.
Sondern Jesus ist gestorben, damit wir wissen, wie das Sterben geht.
Jesus ist nicht an unserer Stelle gestorben.  Jesus ist vor uns gestorben.
Jesus ist nicht auferstanden, damit wir nicht auferstehen müssen.
Sondern Jesus ist auferstanden, damit auch wir auferstehen können.
Jesus ist nicht an unserer Stelle auferstanden.  Jesus ist vor uns auferstanden.[1]

Johnson will sagen, dass Jesus Christus uns voraus gegangen ist, um uns den Weg zu zeigen, den wir auch gehen werden und können.

Thomas Belt bietet ein Beispiel aus dem Sport: Roger Bannister:

Im Jahr 1954 schaffte es Bannister als erster Sportler eine Meile in unter vier Minuten zu
laufen. Nachdem er es geschafft hatte, folgten ihm schnell andere. Was vor Bannister für
unmöglich gehalten wurde (das Durchbrechen der vier-Minuten-Marke), wurde hinterher zur
Normalität. Der Durchbruch der Erfolge nach Bannister ist kein Zufall; Sein einsamer
repräsentativer Akt eröffnete anderen neue Möglichkeiten.[2]

Das heißt, nach Belt,

dass Christus unsere gemeinsame Menschlichkeit in den Abgrund der Leere trägt … ,
nicht, damit wir uns nicht der Leere stellen und sterben müssen, sondern eben
weil wir es müssen, und damit wir dies tun können, ohne in Verzweiflung und
Missverständnisse zu verfallen.[3]

Dass Christus in seinem Leiden im Vertrauen auf Gottes Liebe bleiben kann, dass er daraus gerettet wird und aufersteht, „schafft einen Weg, dem wir an seiner Stelle folgen können.“[4]  Dabei haben nicht nur sein Tod und Auferstehung, sondern „die gesamte Mission und das Leben Christi … heilbringenden Wert,“ wie Christian Eberhart feststellt.[5]  Denn „der dreieinige Gott entschied sich, in Jesus der Menschheit zu begegnen, damit göttliche Liebe erkannt und mit der Welt geteilt werden konnte.“[6]

Deshalb geht es nicht darum, wie wir selber sterben – und auch hoffentlich auferstehen – sondern auch darum wie wir in dieser Welt leben. Die Auferstehung zeigt, dass selbst in den dunklen Ecken der Welt Licht und Hoffnung nicht aufgegeben werden können. So sagt der indische Theologe Johnson Thomaskutty:

ich verwende die Auferstehung Christi als Vorbild für die Befreiung aus der Unterdrückung
und Entmenschlichung. So wie Christus am Kreuz gedemütigt und vom Vater aus dem Grab
auferweckt wurde, so sollte sich auch die christliche Mission auf die Erhebung der Unterdrückten
aus den Fesseln der Armut, … der Sünde und der Ungerechtigkeit konzentrieren.[7] 

Für Johnson Thomaskutty ist die Auferstehung „ein einzigartiges Missionsparadigma, das die historische Realität der Auferstehung Christi, ihre erlösende Bedeutung sowie ihre sozialen Auswirkungen umfasst.“[8] Dadurch ist Ostern die Einladung, Christus nicht nur durch Tod und Auferstehung zu folgen, sondern auch in an die Orte des Leidens, die es auch in unserer Umgebung gibt.

Jesus zeigt uns – und allen Menschen – den Weg der Hoffnung. Lass uns ihm folgen. Amen


[1]  Die genaue Quelle habe ich nicht identifizieren können.

[2]  Vgl. https://afkimel.wordpress.com/2018/10/22/the-cross-substitution-participation/.

[3]  Ebd.

[4]  Ebd.

[5]  Christian A. Eberhart, The Sacrifice of Jesus: Understanding Atonement Biblically (Eugene, OR: Wipf and Stock Publishers, 2018), 133.

[6]  Ebd. 134.

[7]  Vgl. https://resurrectionhope.blogspot.com/2011/05/christs-resurrection-as-unique.html.

[8] Ebd.

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